Der Obstbau in der Region "Forchheim-Fränkische Schweiz"

Lage des Anbaugebietes

Das Obstanbaugebiet Forchheim-Fränkische Schweiz, bekannt als eines der größten geschlossenen Süßkirschenanbaugebiete in Deutschland im Städtedreieck Nürnberg -Bamberg - Bayreuth. Geologisch gesehen gehört das Anbaugebiet zur nördlichen Frankenalb.

Klima

Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt je nach Höhenlage bei + 7,4 bis + 8,2°C, die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt 650 - 900 mm.

Anbau

Der Anbau befindet sich auf einer Höhe von 250 - 400 m über NN an den blütenfrostfreien Hängen der romantischen Täler und von 400 - 550 m über NN auf den meist ebenen Hochflächen des Jura in den Verwitterungsböden der geologischen Hauptschichten - bunter Eisensandstein, Weißkalk und Dolomit.

Der Anbau in den verschiedenen Höhenlagen bewirkt eine Blüte- und Reifeverzögerung von ca. 10 - 14 Tagen.

Geschichtliche Entwicklung

Ausgangspunkt des Obstanbaus, insbesondere des Kirschenanbaues ist das einstige Benediktinerkloster Weißenohe um das Jahr 1000 nach Christus. Es liegt im Herzen des Anbaugebietes bei Gräfenberg an der B 2 zwischen Nürnberg und Bayreuth. Aus primitiven Anfängen entwickelte sich im Laufe von Jahrhunderten durch ständige Züchtung und Auslese von Edelsorten und Veredlungsunterlagen sowie Verbesserung der Anbauformen das heutige Kirschenanbaugebiet. Waren es früher meist Mönche, Pfarrer und Lehrer, die für eine Verbesserung der Obstkultur Sorge trugen, so sind es in den zurückliegenden Jahrzehnten die Kreisbaumwarte und später die Kreisfachberater an den Landratsämtern, die in Zusammenarbeit mit übergeordneten Fachstellen und vor allem mit der Wissenschaft für die Erhaltung und fortwährende Verbesserung des Anbaues sorgten.

Der Obstbau wurde und wird als Hauptsonderkultur in landwirtschaftlichen Voll- und Nebenerwerbsbetrieben vollzogen, wobei der Trend, bedingt durch die zunehmende Industrialisierung, immer mehr zum Nebenerwerb hin tendiert. Ca. zwei Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe besitzen eine Fläche von weniger als 10 ha. Durch die relativ kleinen Betriebsgrößen und den damalig niedrigen Erträgen bei den Feldfrüchten waren die Kleinlandwirte und Handwerker gezwungen, lohnbringende Sonderkulturen anzubauen, um eine annähernd gesicherte Existenz zu haben. Hierauf lässt sich auch der großkronige Hochstammanbau zurückführen, der eine gleichzeitige Nutzung der Unterkultur erlaubte.

In den letzten 20 Jahren hat sich der Obstanbau im hiesigen Gebiet grundlegend geändert. Durch rasch steigende Erträge bei den Feldfrüchten und fortschreitende Technisierung bei gleichzeitig starkem Preisverfall gaben viele Kleinbauern ihre allgemeine Landwirtschaft und Viehhaltung auf. Die Obstflächen hingegen wurden weiter bewirtschaftet und intensiviert.

Umstellunq des Anbaues

Weitsicht bewiesen der damalige Landrat Otto Ammon und sein Kreistag mit der Übernahme der Trägerschaft der ca. 10 ha großen Kirschenversuchspflanzung an drei verschiedenen Orten im Landkreis, die die Tür für eine zeitgemäße Kirschenkultur öffnete. Ohne die nachhaltige finanzielle Unterstützung des Bayer. Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden wird, wären die Versuche jedoch in Frage gestellt.

Durch enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit vielen Fachstellen, vor allem aber mit dem Institut für Obstbau in Weihenstephan, ist die Umstellung vom oft lebensgefährlichen Hochstamm mit Unterkultur der 50er Jahre zu einem zeitgemäßen Anbau mit niederstämmigen, pflege- und ernteleichten Bäumen auf schwachwuchsinduzierenden Unterlagen in Grasmulch voll gelungen. Gleichzeitig erfolgte die Umstellung der Baumerziehung auf das im Gebiet von Kreisfachberater Tobias Vogel entwickelte "Central-leader-System", das von der Praxis voll übernommen wurde und zwischenzeitlich auch internationale Anerkennung findet.

Die Flurbereinigung, die in vielen Gemeinden durchgeführt wurde, beeinflusste die Entwicklung des Obstbaues durchwegs positiv.

Produktion

Die Produktionsleistung des Gebietes ist wegen der witterungsbedingten Anfälligkeit des Steinobstes sehr schwankend. Sie beträgt bei der Süßkirsche von 10.000 - 80.000 dt und bei der Zwetschge von 5.000 - 50.000 dt. Ca. 20 - 25% der Süßkirschen in Deutschland werden im hiesigen Anbaugebiet erzeugt.

Bedeutunq der Obstarten

Die Süßkirsche ist nach wie vor die Hauptobstart. Sie fühlt sich in den warmen, durchlässigen Böden - auch wenn diese steinig sind, besonders wohl.

Die Bereitschaft, Neupflanzungen zu erstellen, war und ist gut. In den zurückliegenden 10 Jahren wurden 230 ha mit 57.800 Bäumen gepflanzt, ca. 75% auf schwachwuchsinduzierenden Weiroot- und GiSelA-Unterlagen und der Rest auf Prunus avium. Das Sortiment ist in erster Linie auf großfrüchtige Frischmarktsorten ausgerichtet, wobei die Spätsorten den größten Anteil besitzen. Für die Verwertung steht aber auch ein ausgewogenes Sortiment bereit. Zur Risikominimierung werden Möglichkeiten der Tropfbewässerung und der Überdachung getestet.

Der Anbau der Sauerkirsche hat keine Marktbedeutung.

Die Zwetschge rangiert an 2. Stelle in der Bedeutung. Bedingt durch unser Spätanbaugebiet erfreut sich der Anbau der "Fränkischen Hauszwetschge" größter Beliebtheit beim Handel, bei Verarbeitern und Verbrauchern wegen der vielfältigen Verwendbarkeit, ca. 70% des Anbaues entfallen auf diese Sorte.

 

Kernobsthat keine große Marktbedeutung. Die relativ wenigen Vollerwerbsobstbauern des Gebietes vermarkten ihre Erzeugung zum größten Teil privat. Die Ernte aus den noch zahlreichen Extensivobstgärten bestehend aus Halb- und Hochstämmen wird gerne von den Mostereien aufgenommen. Einheimische Williams Christ werden von den Brennereien gesucht.

Der Erdbeeranbau ist im allgemeinen rückläufig. Der Direktverkauf ab Hof bzw. ab Feld ist im Steigen begriffen. Die Selbstpflücke hat im Gebiet bedingt durch den hohen Selbstversorgungsgrad keine Bedeutung.

Der Anbau von Strauchbeerenobst spielt auch nur eine untergeordnete Rolle, obwohl die Anbauvoraussetzungen und die Vermarktungsaussichten positiv zu bewerten sind.

Absatz und Vermarktung

Ca. 5.000 Obstbauern sind in den Erzeugerorganisationen Igensdorf, Langensendelbach, Mittelehrenbach und Pretzfeld genossenschaftlich organisiert. Darüber hinaus haben einige Versandhändler eine eigene Annahme.

Bedingt durch den zunehmenden Naherholungsverkehr ist der Direktabsatz an den Endverbraucher zwar im Steigen begriffen, kann aber für die hohe Gebietsproduktion keine Alternative zur genossenschaftlichen Vermarktung darstellen.

Förderlich für den Absatz von Verwertungsobst wirken sich die zahlreichen Kleinbrennereien aus, die sehr vielseitige, edle Obstschnäpse destillieren. Die ansässigen genossenschaftlichen und privaten Mostereien besitzen ein ähnlich hohes Leistungsniveau.

Das Ziel der Anbauberatung und aller mit dem Obstbau betrauten Stellen ist die Erhaltung und wirtschaftliche Verbesserung des landschaftsbildprägenden Obstbaues im "Obstbauland - Urlaubsland" Forchheim-Fränkische Schweiz, wobei den gehobenen Ansprüchen des Marktes sowie der Konsumenten jederzeit entsprochen werden muss.


Tobias Vogel
Kreisfachberater für Obstbau
Landratsamt Forchheim
Dienststelle Ebermannstadt
Oberes Tor 1
91320 Ebermannstadt
Tel. 09194 / 1723 475
Fax: 09194 / 723 402